Die Bedeutung der Trigramme

 

Wie schon beschrieben, ist das alte chinesische I- Ging aus folgenden Elementen aufgebaut:

Es gibt 6 Linien (oder "Plätze"), die als Striche von unten nach oben übereinander gemalt werden.

In der einfacheren Methode zur Ermittlung eines I- Ging- Orakels können wir mit 3 Münzen sechsmal werfen.

Eine Seite zählt zwei, die andere Seite zählt drei.

Ich nehme 20- Cent- Münzen, weil die 20 an 2 erinnert.

Die Summe dieser drei Münzen kann 6, 7, 8 oder 9 sein.

Jeder dieser Würfe wird in einer Linie dargestellt, beginnend bei der untersten. Die folgenden Würfe werden Schritt für Schritt darüber gemalt.

 

Die einzelnen Linien können folgende Zuordnungen haben:

Yang- schöpferisch- aktiv- von innen heraus handelnd, es wird meist als das männliche Prinzip angesehen

Yin- empfänglich- passiv- ich lasse mich leiten, es wird meist als das weibliche Prinzip angesehen.

 

Diese Linien können "fest"  (in der Summe 7 oder 8) oder "beweglich/veränderlich" sein (in der Summe 6 oder 9 ). Darüber mehr in der Rubrik "Aufbau und Struktur".

 

Je drei Linien übereinander bilden die sogenannten Trigramme.

Die Zeichen des I- Ging, die sogenannten Hexagramme, bestehen aus zwei Trigrammen.

Das untere Trigramm wird mal im I- Ging als der Platz der menschlichen Angelegenheiten bezeichnet.

Es bezeichnet meiner Erfahrung nach mein direktes, persönliches Umfeld, in dem ich lebe/ zu tun habe.

Das obere Trigramm wird als der Platz der kosmischen Angelegenheiten bezeichnet.

Es bezeichnet den grossen Kontext, in den ich eingebettet bin, meine Arbeit, meine FreundInnen, meine Anbindung an das Leben, an ein grösseres Ganzes.

 

Die Trigramme bezeichnen bestimmte "archetypische" Situationen. Unter "archetypisch" verstehe ich in diesem Fall eine Situation, die uns Menschen in bestimmter Weise herausfordert. Unsere Reaktion auf die Ausgangssituation kann dabei recht unterschiedlich ausfallen.

 

Im I- Ging gibt es 8 verschiedene Trigramme (drei Linien übereinander), die ja in kombinierter Form die 64 sogenannten Hexagramme (sechs Linien übereinander) ergeben.

 

Die Trigramme werden ja auch den Eltern zugeordnet sowie drei Brüdern und drei Schwestern.

Hier sind nochmal die Zuordnungen:

 

Trigramm Kien, das Schöpferische, der Himmel, auch der Vater.

Alle Linien sind Yang.

Ich bin schöpferisch, kreativ, handle von innen heraus.

Ich kann Projekte ins Leben bringen, Ziele durch Ausdauer erreichen.

 

Trigramm Kun, das Empfangende, die Erde, auch die Mutter.

Alle Linien sind Yin.

Ich bin passiv, empfänglich, lasse mich leiten (von anderen, von den Umständen).

Ich forciere nichts, lebe im Moment, lasse eher geschehen.

Ich habe keine konkreten Ziele oder ich kann in Ruhe darauf warten, dass sich etwas entwickelt.

 

Trigramm Dschen, das Erregende, der Donner, auch der älteste Sohn.

Die untere Linie ist Yang, die darüber sind Yin.

Ich bringe Energie in eine Situation, bringe etwas in Bewegung.

Dies geschieht kraftvoll, mit Elan, mit Begeisterung.

Ich kann mitreissend auf andere wirken.

Es kann sein, dass ich in einer Situation bin, in der ich alle Kräfte mobilisieren will oder muss.

 

Trigramm Kan, das Abgründige, das Wasser, die Gefahr, auch der zweite Sohn.

Die untere Linie ist Yin, die mittlere Linie ist Yang, die obere ist wieder Yin.

Es wird auch bezeichnet wie das Wasser in einer Schlucht.

Ich bin umgeben von Gefahren. Meine Situation ist nicht wirklich stabil.

Ich habe kein Netz oder doppelten Boden.

Ich suche immer wieder neue Herausforderungen, in denen ich mich bewähre(n muss).

 

Trigramm Gen, das Stillehalten, der Berg, auch der dritte Sohn.

Die unteren beiden Linien sind Yin, die obere ist Yang.

Ich bin eher still, abwartend, empfänglich.

Ich lasse mich von den Umständen leiten.

Ich verbleibe in einer Art meditativer Gelassenheit und habe Geduld.

 

Trigramm Sun, das Sanfte, der Wind, auch die älteste Tochter,

Die untere Linie ist Yin, die beiden anderen sind Yang.

Ich wirke wie der Wind, der stetig weht.

Ich erreiche meine Ziele eher durch ausdauerndes Handeln als durch eine konzentrierte Aktion.

 

Trigramm Li, das Haftende, das Feuer, auch die mittlere Tochter.

Die obere und untere Linien sind Yang, die mittlere ist Yin.

Ich brauche innere Ziele, die ich erreichen möchte.

Dann kann ich auf andere begeisternd wirken.

Wenn ich diese Ziele habe, kann ich erhebliche Energien entwickeln.

 

Trigramm Dui, das Heitere, der See, auch die dritte Tochter.

Die unteren beiden Linien sind Yang, die obere Linie ist Yin.

Ich bin Teil eines kollektiven Geschehens.

Ich bin im Austausch mit anderen.Wir lernen von und miteinander.

Ich kann eine gewisse Strenge zeigen, bin vielleicht auch eine/die Autorität.

 

Interessant dabei:

Die drei Brüder haben eine Yang- Linie und zwei Yin- Linien,

die drei Schwestern haben zwei Yang- Linien und eine Yin- Linie.

Vielleicht sind die Frauen doch das starke Geschlecht?

 

Hier kommen in der nächsten Zeit nochmal einige Stichworte zu den einzelnen Trigrammen.

Diese Stichworte entnehme ich unterschiedlichen I- Ging- Interpretationen.

 

Kien, das Schöpferische, der Himmel:

Kampf, Gefahr, Metall, Waffen, Festigkeit, Stärke, Mass, Gerechtigkeit, "der Weg des Edlen", "der Weg des Himmels", Licht, Kraft, Aktivität, Vater, das Göttliche, der Fürst, der Anfang aller Dinge, Himmel, aktiv, stark, ....

 

Kun, das Empfangende, die Erde:

Wagen, Hingebung, passiv, empfänglich, Weite, Massen, Gehorsam, weich, Dienen, massvoll, recht....

 

Dschen, das Erregende, der Donner, der erste Sohn:

der Führer der Massen, das Zeichen, "in dem Gott hervortritt", der Gedanke des höchsten Gottes, Bewegung, das Erregende, Erschütterung, Schrecken, ....

 

Kan, das Abgründige, das Wasser, die Gefahr, der zweite Sohn:

das Abgründige, Abgründig- Geheimnisvolles, Ahnentempel, Gefahr, Hinterlist, arglistig, besorgt sein, ein Abgrund, das Ohr, das Rad, Ohrenschmerz, Abneigung zu hören, Einsetzung des Lebens, formlose Rezeptivität, die Psyche, "Verwendung zu Diensten", der Wagen, ....

 

Gen, das Stillehalten, der Berg, der dritte Sohn:

Tür, Mässigung, Unbeweglich, Beschränkung, Stillehalten, ....

 

 Sun, das Sanfte, der Wind, die erste Tochter:

Einströmen der Wesen in ihre Formen; Taufe, Belebung, Sanftheit, Anpassung, Eindringen, Bescheidenheit, allmählicher Fortschritt durch biegsamen Gehorsum, sanftes Eiundringen i die Herzen der Menschen, das Zögernde, das Aufhalten von Hinrichtungen, Befehlen, Arbeit, Unternehmung, Holz, Baum, ....

 

Li, das Haftende, das Feuer, die zweite Tochter:

Klarheit, das Auge....

 

Dui, das Heitere, der See, die dritte Tochter:

Mund, Bekanntmachen, Metall, Waffen, Worte, Freude, Heiterkeit in der Nachfolge des Guten, Besprechen, das Töten, das Richten, das Reden, dem eigenen Willen folgen, die Phantasie....